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Quelle: Forumsbeitrag
Datum
12.03.02 10:58
Autor: Yps
Betreff: Re: Tinnitus nach Antidepressiva ?
Antidepressiva gehören zu den sogenannten membramwirksamen
Medikamenten. Es gibt hier vor allen Dingen aus den USA sehr
viele Berichte über schweren Tinnitus nach Einnahme, das Geräusch
kommt meist über Nacht, ist hochfrequent und sehr laut, bei
sofortigem Absetzen besteht die Chance, daß es wieder weg geht.
Die Ursache liegt in der Besonderheit des Innenohres, wo sich
bestimmte Medikamente bis zum 100-fachen konzentrieren können
und die Haarzellen irreversibel schädigen. In der deutschen
Literatur gibt es hierzu wenig Aussagen (Ausnahme Buch
"Tinnitus" von Feldmann/Lenarz), was wohl mit dem
Einfluss der deutschen Pharmalobby auf Justiz, Politik und Ärzte
zusammenhangt. In den USA ist die Patientenfreundlichkeit
ausgeprägter, dort wird in der Literatur neben Lärm auf
Medikamente, auch die vorgenannten, als Hauptursache für
Tinnitus hingewiesen. Dort wurden auch Prozesse gegen Hersteller
von Antidepressiva auf Grund des Auslösens von Tinnitus und dem
Verschweigen dieser Kenntnis durch Hersteller von Patienten
gewonnen, so auch gegen ein bekanntes deutsches Unternehmen,
welches erst kürzlich wegen schwerer Nebenwirkungen eines
anderen Medikamentes in den Schlagzeilen war (na wer wohl?). So
etwas erfährt man aber nur, wenn man sich dafür interessiert.
Grundsätzlich ist bei Medikamenten deutscher Hersteller der
Beipackzettel mit Vorsicht zu genießen, während Amerikaner,
Skandinavier und deren deutsche Tochterfirmen u.a. aus Angst vor
der Rechtssprechung im eigenen Land möglichst alles angeben,
gibt es hierfür in Deutschland vor allem bei Altmedikamenten
(ca. 10000 Medikamente, die es vor der Stichtagsregelung zur
Hinweispflicht der Hersteller bereits gab) keinen enst zu
nehmenden Zwang für die Pharmaindustrie, es sei denn, das
Produkt wird im Ausland vertrieben und sie werden dort verklagt,
aber da sehen die Beipakzettel dann auch etwas anders aus.
Grundsätzlich gibt es im Netz mittlerweile sehr viele Listen
mit Medikamenten, die nachweislich mehrfach schweren Tinnitus
verursacht haben, z.B unter www.hadassah.org, aber das ist nur
eine.
Quelle:
www.arzneitelegramm.de
Nebenwirkungen
ANTIDEPRESSIVA
UND OHRENSAUSEN
Ohrengeräusche
beruhen vergleichsweise selten auf der Anwendung von
Arzneimitteln (vgl. a-t 5 [1988], 42). Zu den weniger
bekannten Tinnitus-auslösenden Medikamenten gehören
Antidepressiva (vgl. tranzparenz-heitsministeriums,
telegramm '90/91, Seite 1171). Ein Patient mit
steroidbehandelter rheumatischer Polymyalgie erhielt wegen
rezidivierender depressiver Phasen täglich 50 mg des
tetrazyklischen Antidepressivums Maprotilin (LUDIOMIL u.a.) zur
Nacht. Fünf Tage später klagte er über starkes Ohrensausen,
das nach Absetzen des Mittels sofort verschwand. Einige Monate
später trat bei einem Therapieversuch mit dem trizyklischen
Antidepressivum Lofepramin (GAMONIL) ebenfalls Tinnitus auf.
Nach Absetzen von Lofepramin blieben die Symptome abgeschwächt
bestehen. Der HNO-Arzt fand eine Altersschwerhörigkeit ohne
Bedarf für eine Hörhilfe. Das WHO-Nebenwirkungsregister kennt
neun derartige Berichte für Lofepramin und 13 für Maprotilin. |
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