Die Entfernung der Amalgamfüllungen sollte zur Vermeidung einer
verstärkten Quecksilberbelastung möglichst unter Kofferdam erfolgen
(dabei sollte die unter Punkt 6 angeführte Selentherapie vorher bereits
begonnen haben). Eine quadrantenweise Sanierung ist aus physiologischen
und auch aus ökonomisschen Gründen empfehlenswerl. Bei akuten
Beschwerden sollten alle Füllungen so schnell wie möglich entfernt
werden, bei chronischen kann die Entfernung über einen Zeitraum von 4-6
Wochen erfolgen.
Ist das Anlegen des Kofferdams nicht möglich, kann die gesamte
Mundhöhle des Patienten auch mit Zellstoff austamponiert werden. In die
Umschlagfalten von OK und UK werden dann Watterollen eingelegt. Der
Bereich des harten Gaumens und der gesamte Zungenkörper werden mit
Zellstofflagen (ca. 3-5 Stück) vollkommen abgedeckt. Grundvoraussetzung
für diese Arbeitsweise ist optimales Absaugen. Es muß unbedingt
verhindert werden, daß der Patient hierbei Amalgamteilchen schluckt.
Bei dieser Methode sollte der Abstand zwischen den einzelnen Sitzungen
auf 2 Wochen ausgedehnt werden. 2. Folgendes praktisches Vorgehen hat sich bewährt: Für den
kompletten Vorgang des Ausbohrens der alten Amalgamfüllungen wird das
rote Winkelstück (Schnelläufer, 100 000-200 000 Urndrehungen pro
Minute) mit ausreichender Wasserkühlung verwendet. Die
Amalgamfüllungen sollten vorsichtig mit einem feinen Diamanten umbohrt
und anschließend so zerteilt werden, daß möglichst große
Füllungsstücke en bloc herausgenommen werden können. Vom Arbeiten mit der Turbine ist aus mehreren Gründen abzuraten.
Trotz der Spraykühlung kommt es aufgrund der hohen Umdrehungszahl an
der Bohrerspitze zu erhöhten Temperaturen. Das fuhrt zu einer starken
quecksilberhaltigen Staub- und Dampfbildung Der Patient nimmt dann trotz
Kofferdam eine große Menge dieses hochgiftigen, resorbierbaren
Dampfgemisches über die Nasenatmung auf. Auch Zahnarzt und
Stuhlassistenz atmen dieses Gemisch teilweise ein. 3. Für den Eigenschutz des Zahnarztes empfiehlt es sich, eine Brille
bzw. Schutzbrille und eine gut sitzende Gesichtsmaske bzw. Mundschutz zu
tragen. 4. Das Amalgam und die alte Unterfüllung sollten wirklich
vollständig, ohne irgendwelche Rückstände entfernt werden. Bereits
eine geringe Menge hat in der Mikroinformation den Effekt, daß die
vorhandene Belastung bestehen bleibt. Nach Möglichkeit sollte jegliches
schwarz-bräuniich verfärbte Sekundärdentin unter den ehemaligen
Amalgarnfüllungen exkaviert werden, bis sich das Dentin als helles,
unverfärbtes Primärdentin präsentiert. Man arbeitet dabei vorsichtig
so weit an die Grenze, daß eine Pulpenschädigung bzw. Pulpeneröffnung
vermieden und dennoch vom Sekundärdentin soviel wie möglich entfernt
wird. 5. Für einen Zeitraum von ca. 6 Monaten müssen die Zähne mit einem
nichtmetallischen Material provisorisch versorgt werden, denn in den
Dentinkanälchen befinden sich nicht sichtbare Amalgamreste, die auch
durch sorgfältigstes Ausbohren nicht entfernt werden können. Diese
werden im Laufe der Zeit an die provisorische nichtmetallische Füllung
gebunden und später beim Ausbohren dieser Füllung automatisch
mitentfernt. Bewährt hat sich ein Unterfüllungsmaterial aus Calciumhydfoxid (z.
B: Calcyl, Dycal, Hypocal). Als vorläufige Füllungsmaterialien sind
Steinzemente, z. B. Translit (Fa. Merz) oder Chemfill 11 (Fa. De Trey),
gut geeignet. Man kann auch Glasionomerzemente verwenden oder Composites,
die in der Schichtlechnik verarbeitet werden. Bei diesen Materialien
ergibt sich jedoch wieder das Risiko einer Sensibilisierung, v. a. bei
Allergikern. 6. Häufig entsteht durch die lange Amalgambelastung ein Mangel an
bestimmten Vitaminen und Spureneiementen, der behoben werden muß. Der/
die Patient/in bekommt daher seit der Feststellung der
Quecksilberunverträglichkeit eine medikamentöse Behandlung, die
während der kompletten Sanierung bis ca. 4-6 Wochen danach eingehalten
werden soll: Liegt eine Amalgambelastung vor, besteht in den meisten Fällen ein
akuter Mangel an Vitamin 83 (Nicobion) Zink (Unizink 501, Zinkorotat)
und Selen (Selenasel, Selenminerase oder Selenium metallicum D6). Die
Gabe von Seien fördert durch Bildung eines für den Organismus
ungiftigen Komplexes mit duecksilber dessen Ausscheidung aus dem
Körper. (Das Präparat Selenminerase ist bei Patienten mit nutritiven
Allergien aufgrund der Problematik von Hefeallergien nicht geeignet und
sollte daher bei allergisch reagierenden Patienten nicht eingesetzt
werden). In allen Fällen mit schweren neurologischen Krankheitsbildern bzw.-
bei Patienten, die nach korrekter Sanierung keine Besserung zeigen, ist
der Einsatz des Präparates DMPS (=2.3 Dimercaptopropansulfonsäure,
saures Natriumsalz) als Komplexbildner in Erwägung zu ziehen. Wegen der
möglichen Nebenwirkungen sollte diese Therapie von einem darin
erfahrenen Kollegen durchgeführt und überwacht werden. HINWEIS: Es soll Ärzte geben die es nicht
mögen, dass Ihre Patienten mehr wissen als sie selbst. Gehen Sie
deswegen also vorsichtig mit Ihren Information vor. Diese Informationen sind entnommen aus: Der Akupunkturarzt/Aurikulotherapeut
4/1993 |